
„Den Durchgangsverkehr in ein Wohngebiet mit Schulen, und Bürgerzentrum zu verlegen, ist eine schlechte Idee!“
Dass der Bürgermeister mit einer zusätzlichen Autobrücke ein altes Wahlkampfthema seiner Kandidatur aus 2017 wieder aus der Schublade zieht, ist nach sieben Jahren ohne dass sich dort etwas getan hat, etwas überraschend.
Die Innenstadt vom Durchgangsverkehr zu entlasten, ist grundsätzlich ein nachvollziehbares Anliegen. Doch die Bundesstraße und damit den Durchgangsverkehr in ein Wohngebiet zu verlegen, ist eine wirklich schlechte Idee. Und sie widerspricht allen Plänen der Stadtentwicklung, die in den Jahren der Amtszeit von Alexander Laesicke in der Stadtverwaltung vorangetrieben worden sind.
Sorgfältig abgestimmte Planungen notwendig
Wenn man das seriös angehen will, sind sorgfältige Planungen und umfangreiche Abstimmungen mit der Politik, Land und Bund sowie Verkehrsplanern notwendig. Vor- und Nachteile sowie Notwendigkeit und Kosten müssen abgewogen werden.
Nach meiner Auffassung kann es keine Lösung sein, den Durchgangsverkehr von einer Geschäftsstraße in ein reines Wohngebiet zu verlagern. An der Walter-Bothe-Straße liegt nicht nur die Torhorst-Schule mit fast 900 Schülern. Sie ist auch Schulweg für die unzählige Grundschüler der Havelschule, Zubringer zu mehreren Kitas sowie zum Bürgerzentrum und Senioreneinrichtungen. Das dicht besiedelte Wohngebiet braucht mehr Qualität statt mehr Verkehr.
Gerade wurde der Lange Park eröffnet und in den nächsten Jahren entsteht eine neue Grundschule westlich davon. Es muss eher darum gehen, die Straßen für Anlieger, Fußgänger und Radfahrer sicherer und attraktiver zu machen.
Die Kosten für eine solche Brücke liegen bei mehreren Millionen. Geld, das unter den aktuellen haushälterischen Rahmenbedingungen nicht darstellbar ist. Nicht zuletzt muss die Frage gestellt werden, wie sich eine Verlegung des Verkehrs auf die Attraktivität der Bernauer Straße als Einkaufsstraße auswirkt, die aktuell bereits mehr Kunden vertragen könnte. Die Verkehrsverbindungen zwischen Bahnhof und Weißer Stadt für die Oranienburg zu verbessern, ist Bestandteil des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (INSEK). Dieses beinhaltet euch eine weitere Querung über die Havel auf Höhe der Walter-Bothe-Straße, ist aber vorrangig zur Verkürzung der Wege für Fußgänger und Radfahrer gedacht, ggf. für den Bus. Und auch das energetische Quartierskonzept geht nicht mit mehr Autoverkehr einher.
Letztlich sollte – wenn eine Befragung stattfindet – gesichert sein, dass diese am Ende eines sorgfältigen Planungsprozesses steht, in den die Anwohner Gehör finden, und dass über konkrete Alternativen mit ihren Vor- und Nachteilen abgestimmt wird.
Foto: KISCart / Kim Schröder / pixelio.de
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